Alles über Katzendiabetes - Tierärztliche Hilfe für Halter mit Diabeteskatze


Die Angst davor ist meist unbegründet!
Wie wird ein Pankreaskarzinom diagnostiziert?
Welche Symptome treten beim Pankreaskarzinom auf?
Wie kann ein Pankreaskarzinom therapiert werden?
Ist die Tiermedizin der Humanmedizin im Umgang mit Krebspatienten ethisch unterlegent?

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Die Angst davor ist meist unbegründet!

Eine bösartige Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, ein Adenokarzinom des Pankreas - auch Pankreaskarzinom genannt, ist bei Katzen und Hunden sehr selten. Es wird jedoch häufig als Vermutung in den Raum gestellt, wenn sich der Diabetes mit dem tiermedizinischen, ungeeigneten Management ("Diabetes"-Markenfutter mit Getreide, Überinsulinisierung gefolgt von Gegenregulation, Verzicht auf Homemonitoring und Ketonmessungen etc.) nicht einstellen lässt. In diesen Fällen werden oft andere Ursachen gesucht und auch wenn diese keinesfalls bestätigt sind, vorschnell als solche akzeptiert: "Der Tierarzt hat im Ultraschall gesehen, dass die Bauchspeicheldrüse verändert aussieht - Maxi hat wahrscheinlich Krebs!"... .

In den letzten ca. 15 Jahren mit Fokus Katzendiabetes ist in unserer Praxis nur ein einziger histologisch bestätigter Fall eines Pankreaskarzinoms aufgetreten. Der Verdacht, dass der Patient aufgrund einer Krebserkrankung nicht einstellbar ist, wird jedoch immer wieder an uns herangetragen. Aber gerade hohe Blutzuckerwerte sprechen gegen eine Krebserkrankung (sogar bei Krebserkrankung im allgemeinen - nicht nur beim Pankreaskarzinom) - siehe unter: Welche Symptome treten beim Pankreaskarzinom auf?

Meistens handelte es sich bei im Ultraschall gesichteten Veränderungen um bei Katzen häufige Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitiden), bei denen sich auch Zysten oder gutartige Umfangsvermehrungen, wie Fettnekrosen oder Fibrosen bilden können. Gerade bei älteren Katzen kommt es lt. Couto/Nelson "Innere Medizin der Kleintiere" (2. Auflage, Seite 621) zu gutartigen "nodulären Hyperplasien", die sich als "kleine multiple Massen" darstellen. Übersetzt bedeutet das: Es treten mehrere gutartige, knotigen Veränderungen der Bauchspeicheldrüse auf. Und last but not least werden seltener auch gutartigen Tumoren wie Adenome oder Pankreasabszesse diagnostiziert.
Die Bauchspeicheldrüse muss somit nicht nur als homogenes, glattes Organ erscheinen. Die meisten Auffälligkeiten sind letztlich entzündungsbedingt und nicht bösartig.



Wie wird ein Pankreaskarzinom diagnostiziert?

Ohne histologische Untersuchung, d.h. ohne Untersuchung unter dem Mikroskop von vorher entnommenen Zellmaterial, kann eine gutartige Veränderung der Bauchspeicheldrüse nicht von einer bösartigen unterschieden werden. Eine Ultraschalluntersuchung allein ist also absolut unzureichend, um eine sichere Diagnose zu stellen!

Die Zellprobe kann, je nach Größe und Beschaffenheit des Tumors sowie seiner Lokalisation, entweder per Punktion (Feinnadelaspiration oder Stanzbiopsie) oder aber in einer Laparotomie gewonnen werden. Stanzbiopsie oder Laparotomie sind mit einer Vollnarkose verbunden, was gerade für diabetische Patienten bei schlechtem Allgemeinbefinden zusätzliche Risiken birgt. Eine unsachgemäße Durchführung oder eine ungeeignete Narkoseart können den Gesundheitszustand des Patienten noch verschlechtern.
(Zum Thema "geeignete Narkoseverfahren und -medikamente für Diabetiker" beraten wir Sie gerne telefonisch auf Anfrage.)

Da die Therapie - auch bei einem positiven Befund - nur symptomatisch erfolgen kann und sich nicht von der Therapie einer Pankreatitis unterscheidet, muss im Einzelfall entschieden werden, ob ein so invasiver Eingriff gerechtfertigt ist. Außer der Gewissheit für Arzt und Tierhalter bringt der Eingriff leider kaum einen zusätzlichen Nutzen - nur werden beim Karzinom i.d.R. noch stärkere Schmerzmittel eingesetzt.

Empfehlenswert ist, dass das gewonnene Probenmaterial unbedingt an einen Histologen/Pathologen, bzw. an ein histologisch arbeitendes Labor versendet wird und nicht in der Praxis/Klinik selbst untersucht wird. Fehler sind gerade hier sehr ärgerlich, weil eine neue Probe nicht jederzeit neu gewonnen werden kann und u.U. der gesamte Eingriff sinnlos war.



Welche Symptome treten beim Pankreaskarzinom auf?

Leider treten bis zu einem relativ späten Stadium keinerlei Symptome auf. Weder dem Blutbild noch den Pankreasenzymen sind eindeutigen Veränderungen zuzuordnen, welche nicht auch bei einer Pankreatitis oder z.B. bei Leberproblemen auftreten.
Immer wieder werden wir von Tierhaltern nach sogenannten "Tumormarkern" gefragt. Derartige "Früherkennungs-Werte" gibt es für diese Erkrankung in der Tiermedizin leider nicht.

Im späteren Verlauf können Bauchschmerzen, Erbrechen, "Gelbsucht" oder Durchfall hinzu kommen. Doch auch diese Symptome treten bei vielen anderen Erkrankungen (häufig bei Pankreatitis) auf, sind also allein, ohne dass ein Tumor nachgewiesen und histologisch als bösartig klassifiziert wurde, kein Hinweis auf eine bösartige Erkrankung. Letztlich kommt es zum Gewichtsverlust bis zur Kachexie - Symptome, die man auch dem nicht ausreichend eingestelltem Diabetes zuordnen kann.

Dass Tumoren jedweder Art eine gute Einstellung des Patienten verhindern, wie immer wieder vermutet wird, entspricht weder unserer Erfahrung, noch der mediznischen Logik. Ganz im Gegenteil sind gerade Patienten, bei denen eine bösartige Erkrankung histologisch bestätigt werden konnte, im Verlauf der Erkrankung meistens sehr gut einstellbar und erreichten nicht selten noch Wochen bis Monate vor ihrem Tod eine Remission des Diabetes.
Das lässt sich vor allem damit erklären, dass Tumoren aus Zellen bestehen, deren Teilungsrate jedes gesunde Maß übersteigt, was zur Ansammlung von wild wuchernden Zellen, dem sogenannten Tumor führt. Um sich in dieser rasanten Geschwindigkeit teilen zu können, benötigen diese Zellen sehr viel Energie. Diese wird vor allem aus Kohlenhydraten gewonnen, welche dem Blut entzogen werden. Deshalb sollten sich Krebspatienten möglichst kohlenhydratarm ernähren, denn in erster Linie profitieren die entarteten Zellen von einer hohen Kohlenhydratzufuhr.

Auch unser einziger bisherige histologisch bestätigter Pankreaskarzinompatient ging noch Wochen vor seinem Tod in Remission.

Da Pankreaskarzinome sehr aggressiv wachsen, sind zum Diagnosezeitpunkt meist schon Metastasen in anderen Organen vorhanden.

Laparotomie (Eröffnen der Bauchhöhle): Multiple Lebermetastasen,
histologisch als Pankreaskarzinom identifiziert.


Wie kann ein Pankreaskarzinom therapiert werden?

Adenokarzinome des Pankreas gehören leider zu den Tumoren, welche weder gut auf Radio- noch auf Chemotherapie ansprechen. Sie können deshalb nur symptomatisch/palliativ behandelt werden. Und dies sollte, solange die Lebensqualität noch ausreichend aufrecht erhalten werden kann, auch bei Katzenpatienten geschehen.

Mittel gegen Übelkeit (MCP, Cerenia), Magensäureblocker und potente Schmerzmittel (Opioide/Morphine - z.B. Buprenorphin, Fentanyl) spielen hier die entscheidende Rolle. Bei Austrocknung helfen subkutane Infusionen den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Bei Bauchspeicheldrüsenentzündungen sorgen sie für eine besser Durchblutung und damit für besser Heilungschancen der Pankreatitis. Bleibt der Diabetes bestehen, muss natürlich auch dieser weiterhin therapiert werden. Erst wenn keine adäquate Lebensqualität mehr gesichert werden kann, sollte eine Euthanasie - möglichst im häuslichen Umfeld des Patienten und nicht in einer für den Patienten angstbesetzten Praxisumgebung - erfolgen.


Ist die Tiermedizin der Humanmedizin im Umgang mit Krebspatienten ethisch unterlegen?

Leider müssen wir diese Frage mit einem klaren "Ja!" beantworten. Häufig wird in der täglichen tiermedizinischen Praxis das Leben von Patienten voreilig und unnötig beendet. So schrieb uns z.B. eine Tierhalterin:

"Ich habe dann endlich eine TÄ gefunden die Maya dann geöffnet hat.... Bauchspeicheldrüsenkrebs. Habe es auch selber gesehen und die Entscheidung getroffen sie nicht mehr aufwachen lassen."

In der Humanmedizin wird bei bösartigen Befunden meist verzweifelt bis zum Ende gehofft, eine Therapie möge doch noch anschlagen, oder neue Therapieoptionen mögen sich noch rechtzeitig eröffnen. In der Tiermedizin wird dagegen, wie in Mayas Fall, sogar auf eine sicher Diagnose verzichtet... Denn weder Tierarzt noch Tierhalterin können ohne histologischen Befund ein Pankreaskarzinom von anderen Veränderungen am Pankreas differenzieren. Ein in den Raum gestellter Verdacht reichte hier völlig aus, um ein Leben zu beenden. Die Floskel, man dürfe bzw. wolle "das Tier nicht leiden lassen" hilft in solchen Fällen über alle Gewissensbisse hinweg und befreit - gesellschaftlich akzeptiert - alle Beteiligte aus Ihrer Verantwortung.

Ein anderes Beispiel: Während meines Studiums im Onkologiepraktikum passierte es, dass Tierhalter den behandelnden Tierarzt nicht angeben wollten, bzw. darum baten, diesem die Ergebnisse keinesfalls weiterzuleiten. Denn die onkologische Sprechstunde wurde gegen den ausdrücklichen Rat des Haustierarztes aufgesucht, der jede weiterführende Diagnostik(!) ablehnte und stattdessen auf eine baldige Euthanasie drängte...

Dabei stehen bei einer anspruchsvollen Tiermedizin heute (fast) die gleichen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung wie in der Humanmedizin. Tierarzt und Tierhalter müssen diese nur in Anspruch nehmen wollen.

Betonen möchten wir noch, dass es bei einer guten palliativen Tumortherapie nicht darum geht, die Sterbephase und damit das Leiden des Patienten zu verlängern, ihn buchstäblich zu Tode zu quälen, wie von Gegnern immer wieder unterstellt wird. Es geht vielmehr darum, die Lebenszeit bei guter bis akzeptabler Lebensqualität voll auszuschöpfen. Die Frage nach der am besten geeigneten Vorgehensweise muss deshalb von Fall zu Fall entschieden werden. Sie sollte jedoch immer im im Sinne des Patienten erfolgen. Ein Leben ohne Schmerzen, Übelkeit und mit nur minimalem Stress (z.B. Hausbesuche des Tierarztes) stehen an erster Stelle.

Berücksichtigt werden muss dabei auch, dass der tierische Patient gegenüber dem Menschen mental im Vorteil ist. Denn die Katze weiß im Falle einer Krebserkrankung nicht um deren Folgen. Sie lebt jeden Tag, wie sie sich fühlt. Gute Tage verdirbt sie nicht mit trüben Gedanken über ein nahendes Ende. Die psychische Belastung, die beim Menschen oft der physischen gleichzusetzen ist, ist beim tierischen Patienten so nicht gegeben.

Anhaltspunkte, was bei einer derart schwerwiegenden Erkrankung als ethisch korrekt gelten kann, liefert momentan nur die Humanmedizin. Erst wenn wir "Menschen" unseren Mitgeschöpfen, den "Tieren", einen anderen Stellenwert zugestehen, wird sich hieran etwas ändern.

Letzte Änderung 04.03.22


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